Social Media Mythen: Social Media ist kostenlos?! - 5 Preise, die wir zahlen

 
Zu sehen im Bild das Zitat: Do less. Do better. Know why.
 
 

 

Egal ob du als Selbstständiger oder ganz privat auf den sozialen Netzwerken unterwegs bist, du hast es bestimmt schon tausend Mal gelesen: Wenn du für das Produkt nicht zahlst, dann bist du selber das Produkt. Spätestens seit der apokalyptischen Netflix-Dokumentation „The Social Dilemma“ wissen wir es jetzt nun alle: Jedes Mal wenn wir durch Facebook, Instagram, Twitter & Co scrollen zahlen wir mit unseren Daten, die diese Plattformen an Werbetreibende verkaufen.

Ich erzähle dir hier nichts Neues und in diesem Artikel soll es auch nicht um die Datendebatte gehen, obwohl diese wichtig und gerechtfertigt ist. Die verstörende Einsammlung und Ausnutzung unserer Daten zu jedem online Zeitpunkt und die Transformation sozialer Plattformen zu uferlosen Beobachtungsmaschinen und Werberäumen ist ein riesiges und brisantes Thema, das aber einer separaten Artikel-Serie bedarf.


INHALTE

  1. Du bezahlst mit deinem Leben

  2. Deine Zeit, dein Leben

  3. Der Instagram Haferbrei

  4. Dein Preis ist nicht heiß!

  5. Marketing gab’s schon vor Social Media

1. Du bezahlst mit deinem Leben

Wenn wir also das Datendebakel weg lassen, was bleibt noch, mit dem wir Social Media bezahlen? Nun, eine ganze Menge. Ich müsste es besser wissen und im Artikel jetzt einen Spannunsgbogen aufbauen, damit du ja bis zum Ende liest und somit die längere Verweildauer den Google Algorithmus happy macht – womit wir wieder beim Thema Datenkrake wären -  aber here we go: Du bezahlst mit deinem Leben. Hoppla, wie bitte?

Richtig gelesen: Wenn du ein sinnerfülltes und selbstbestimmtes Leben führen möchtest, gibst du einen großen Teil davon auf und zwar jedes Mal, wenn du Social Media nachlässig und intentionslos nutzt. Für mich hört sich das wie ein verdammt hoher Preis ein, oder? Und genau deswegen sind digitale Achtsamkeit und achtsames Social Media Marketing kraftvolle Strategien: Du lernst, diese Plattformen nachhaltig und mit Intention zu nutzen, dabei dein Business zu unterstützen und dir und deinen Werten treu zu bleiben.

2. Deine Zeit, dein Leben

Tauchen wir doch mal ins Social Media Kleingedruckte ein und fangen vom zweiten offensichtlichen Preis an, den zu zahlst, wenn du Social Media unachtsam nutzt: Deine Zeit. Und hier geht es nicht um deine Bildschirmzeit, also um die Stunden, die du täglich an Smartphone, Tablet, Laptop und Co verbringst.

Denn in dieser Zeit ist auch deine Arbeitszeit mit inbegriffen, das online Yoga was du praktizierst, der Video-Call mit der Schwester, die in Australien lebt, die Fahrt zum Termin, bei der du Google Maps nutzt usw. Ich rede hier ausdrücklich nur von der Social Media Zeit.

Lass uns mal rechnen:

·         Wenn du 30 Minuten am Tag auf Instagram verbringst, dann sind das 10.950 Minuten im Jahr…

·         …das sind dann umgerechnet 182,5 Stunden, oder 7,6 Tage im Jahr, also knapp über eine Woche (!)

Wenn du um die 30 bist und bis zu deiner wohlverdienten Rente Social Media im Einsatz hast, was bei Unternehmer:innen der Fall sein kann, wären das 281 Tage in deinem Leben, die du Zuckerberg & Co. gewidmet hast. Und das mit nur den 30 Minuten am Tag, die dein Smartphone anzeigt – nur für Instagram!

Die Zeit die du brauchst, um deinen Content überhaupt zu planen und zu produzieren, sind in meinem kleinen Rechenbeispiel nicht mitinbegriffen. Grob eingeschätzt kannst du nochmal mindestens 30 Minuten am Tag draufgeben, womit wir bei mehr als einem vollen Jahr wären, dass du im Laufe deines Lebens Social Media widmest. Schluck.

Und ja, wenn du Unternehmer bist, höre ich sie schon, die Gegenargumente: Und was soll das heißen, das ist doch Zeit investiert ins Marketing meines Unternehmens, diese Zeit würde ich ohne Social Media doch auch mit der Erstellung von Blogartikeln, Flyern und Printwerbung verbringen? Korrekt. Aber du vergisst dabei die anderen Nebeneffekte der sozialen Netzwerke: Vergleicheritis, FOMO, Suchtverhalten, verminderter Selbstwert, konstanter Leistungsdruck, um es den Algorithmen recht zu machen – soll ich weiter aufzählen? (Werde ich sowieso, weiter unten.)

Kein anderes Medium hat unsere mentale Gesundheit so negativ beeinflusst wie Social Media. Sobald du in den Apps bist und auf den Bildschirm starrst, sitzen dir mächtige KIs und Entwickler gegenüber, die nichts anderes wollen, als deine Aufmerksamkeit zu binden.  Und du hast diesen Bildschirm immer bei dir. Das war bei TV oder Radio anders, oder?

Und all das auf Medien DIE DIR NICHT GEHÖREN. All das für eine Community die WEG sein kann, wenn das Netzwerk weg ist, oder irgendein anderes technisches Problem vorkommt. All das für mächtige Konzerne, die nichts anderes im Sinn haben, als die Verweildauer der Menschen auf ihren Plattformen zu erhöhen  – für Profit.

Nutze also diese Zeit schlau, sinnvoll und zielführend, die du in dein Marketing investierst, für DEIN privates wie berufliches Wohlergehen und letzten Endes auch deinen eigenen Profit, als Unternehmer. Nicht alle Marketing-Eier in den glitzernden Social Media Korb legen. Bring andere Behälter ins Spiel, die nachhaltig in dein Business einzahlen, deine mentale Gesundheit nicht beeinträchtigen  und über die du die Kontrolle hast: Newsletter, Blog, Podcast, Netzwerken, Kooperationen, Events u.v.m.

3. Der Instagram Haferbrei

Meiner Meinung nach wird dieses Thema viel zu wenig in der Marketing-Branche, oder von Social Media Gurus diskutiert: Wie die Social Media Vampire, äh pardon, Algorithmen, täglich an unseren kreativen Säften saugen. Was dabei rauskommt ist das, was dir tagtäglich auf Instagram entgegen schwimmt: Ein öder, blubbernder Einheitsbrei an Beiträgen. Alles schaut irgendwie gleich aus, war schon mal da gewesen, liest sich gleich. Ja nicht aus der Reihe fallen, sonst bestraft dich die Plattform mit weniger Insta-Love, was in Social Media Währung Likes, Reichweite und kurz gesagt, Relevanz heißt. Toll, oder?

Sobald du all das umsetzt, was dir alle Social Media Gurus raten und Mr. Algo happy macht und deine Präferenzen und Talente dabei ignorierst, dämmst du deine Kreativität ein und manipulierst dich dabei selbst.

Es kann sein, dass der angeblich optimale Social Media Auftritt mit deinen Werten kollidiert. Es kann passieren, dass das perfekt kuratierte Instagram-Profil dich soweit von deiner Komfort-Zone katapultiert, dass du dich selbst nicht mehr wieder erkennst – und das im negativen Sinne. Und genau das kann das der Grund sein, wieso du dich nicht wohl fühlst auf einer Social Media Plattform. Weil du nicht wirklich du sein kannst. Und nicht, weil du dich nicht traust. Nicht, weil du am Hochstapler-Syndrom leidest oder dich irgendwelche Glaubenssätze, oder dein inneres Kind zurückhalten.

Und wenn du nicht du sein kannst, wer bist du dann?

Als ich noch aktiv auf Instagram war, habe ich mich oft geärgert, weil die Zeichen für die Caption in einem Beitrag limitiert waren. Ich hatte so oft so viel mehr zu schreiben, als das, was mir die Plattform an Platz hergab. Grrrrr, schon wieder zu lang! Ich habe treffend formulierte Elaborationen, witzige Wortspiele und gewagte Thesen den Plattform-Anforderungen opfern müssen. Das kann mir hier auf meinem Blog nicht passieren.

Natürlich schreibe ich keine Romane, aber ich habe all den Raum, den ich brauche, um in ein Thema so richtig einzutauchen und erst wieder an die Oberfläche zu kommen, wenn mir der kreative Sauerstoff ausgeht. Ich habe einen langen Atem, also keine Angst.

Du magst keine sinnbefreiten Reels drehen, liebst aber stattdessen Grafiken zu erstellen? Dann mach genau das. Du möchtest achtsamer unterwegs sein und nur einmal die Woche posten? Go for it. Du gehst voll auf in deinen Storys, aber schreiben ist dir ein Graus? Dann denk mal über einen Podcast oder einen YouTube Kanal nach.  

Sollen wir nach unseren Daten und unserer Zeit jetzt auch noch unsere schöpferische Kraft den sozialen Plattformen opfern? Musst du um jeden Preis auf TikTok sein, auch wenn alles, was es ausmacht, sich gegen deine Werte richtet? Solltest du leichtfertig „über deinen Schatten springen“, nur weil gerade Kurzvideo-Formate der letzte Schrei sind in deiner Branche? Ich denke nein.

Mach dein Ding auf Social Media, halte dich an die Richtlinien, respektiere deine Mitmenschen, aber erlaube keiner KI auf keiner Plattform dieser Welt deinen kreativen Fluss einzudämmen oder gar umzubetten. Und wie schon erwähnt, schaffe dir auch deinen eigenen Platz an der digitalen Sonne, an dem du voll aufblühen kannst und deine Wunschkunden wie Bienen an deinen Nektar lockst.

4. Dein Preis ist nicht heiß!

Aber Social Media kostet dich noch etwas: Die Preise deiner eigenen Produkte oder Dienstleistungen! Hä? Bevor du mir jetzt den virtuellen Vogel zeigst, lass mich erklären.

Egal welche Plattform du durchkämmst, du wirst am Laufband mit kostenlosen Inhalten gefüttert – es heißt ja nicht umsonst „Feed“. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt halten Instagram & Co. mit ihren oft aufwendig produzierten Inhalten – umsonst - am virtuellen Leben. Ohne unseren Content gäbe es die Social Media Feeds erst gar nicht! Am anderen Ende sitzt du, die maßgeschneidertes Konsumgut KOSTENLOS präsentiert bekommt. Klingt absurd oder? Und doch ist es der feste Bestandteil des Geschäftsmodells der Social Media Giganten.

Nun frag dich mal: Was würdest du denken, wenn dir jemand, ein Fremder, jeden Tag etwas zu essen geben würde – kostenlos? Was würdest du über das Essen denken, das er dir anbietet? Was würdest du über ihn denken?

Verdau das mal.

Vielleicht bist du selbst als Künstler oder Unternehmer auf Social Media präsent und produzierst  gut durchdachte und qualitative Inhalte mit Mehrwert, so wie du es gelernt hast. Du möchtest die richtigen Menschen anziehen, eine Community bilden, um manche von ihnen auch als zahlende Kunden zu gewinnen.

Menschen sind es aber in den vielen Jahren der Social Media Evolutionsgeschichte inzwischen gewohnt, etwas kostenlos zu bekommen, was ihnen bei der Lösung eines Problems hilft: E-Books, Trainings, Meditationen, Yoga, Podcasts. Du wahrscheinlich auch.

Wir werden überflutet mit Selbstoptimierungsratgebern und schier kilometerlangen Listen mit Tipps, Hacks und How-Tos, die die Bibliothek Alexandrias in den Schatten stellen würden. Für jedes Problem. In jeder Lebenslage.

Das dauerhafte, unendliche Angebot an kostenlosen Inhalten produziert aber für dich gleich zwei Probleme auf einmal:

1.       Du musst dir die doppelte und dreifache Mühe geben, um zu zeigen, dass es sich lohnt in dein Produkt oder Dienstleistung zu investieren. Was noch mehr Aufwand in Social Media heißt und was dir noch mehr Zeit und Energie und letztendlich Einnahmen von deiner eigentlichen Arbeit wegnimmt.

2.       Du traust dich nicht, den Preis für dein Produkt oder Dienstleistung zu verlangen, den du haben möchtest und den du auch wert bist. Genau weil du weißt, dass den Menschen so viel gratis Content hinterhergeworfen wird, dass sie auf „Geiz ist geil“ getrimmt sind. Auch wenn du weißt, dass deine Wunschkund:innen deinen Preis bezahlen werden, weil sie genau das haben wollen, was du anbietest, weil es die perfekte Lösung für ihr Problem ist, beeinflusst die Gratis-Kultur dein Mindset und somit auch deine ganze Arbeit.

Aus diesen Gründen lohnt es sich darüber nachzudenken, wieviel Gehirnschmalz und wertvolle Lebenszeit du in deine Inhalte investierst und wo und wie du sie bereitstellst. Es gibt viele Möglichkeiten, deinen Content exklusiv zu gestalten. Das kann in deinem Newsletter passieren, in einer bezahlten monatlichen Mitgliedschaft, auf Plattformen wie Patreon, Podia, Tribe usw. Und natürlich kannst du im Rahmen eines achtsamen Social Media Marketings die Balance finden, in dem du aus diesen Inhalten Teaser auf deinen Social Media Kanälen bereitstellst. Aber andersrum nährst du den Teufelskreis der konstanten Herabstufung des Wertes deiner Arbeit.

5. Stell dir vor, es gab Marketing lang bevor Social Media

Ich hatte letzte Woche einen interessanten Dialog mit einer Bekannten, die Marketing studiert hat und zur Zeit die Social Media Kanäle einer bekannten Marke in der Lebensmittelbranche betreut:

Sie: „Und was meinst du jetzt? Wie willst du denn neue Kunden anziehen ohne Social Media?

Ich. „Ja so wie ich es immer schon gemacht habe.“

Große Augen schauen mich an: „Und wie?

Ich: „Mit klassischem online Marketing?“

Sie, jetzt ganz perplex: „Ah ok. Geht das noch?

Ich: 💭

Es scheint, als ob Social Media uns auch den Verstand kosten würde. Manche würden hier auch Seele hinzufügen – und sie hätten auch recht damit.

Repeat after me: Social Media ist eine Möglichkeit, Marketing zu machen, ABER NICHT DIE EINZIGE.

Social Media sind ein Tool, eine Plattform, noch ein Stopp auf deiner Business-Reise. Ob du sie täglich oder ab und zu befahren möchtest, bleibt dir überlassen und hängt letzten Endes auch von deinem Business-Model, deinem Lifestyle, deiner Persönlichkeit, deinen Erwartungen und deinen Ressourcen ab. Aber sie sind nicht die Endstation.

Deine transparent gewordenen Daten, deine verpulverte Zeit, deine zensierte Kreativität, deine korrigierten Preise und deine vernebelte Business-Klarheit – puh, klingt hart, ich weiß. Aber das können die Preise sein, mit denen du deine Socia Media Präsenz bezahlst, wenn du das Ganze ohne Plan und Intention angehst. Die Pandemie und nicht zuletzt die aktuellen Ereignisse im Osten zeigen auf, wie wertvoll unsere Lebenszeit ist, um sie unachtsam zu verbringen und wie schnell alles ganz anders sein kann.


Aikaterini Pegka

🧬 Biologist
🧘🏻‍♀️ Breath Coach & Meditation teacher
✨ Happy & mindful in a digital cosmos
🙏🏻 Holistic coaching for a healthy mind, body & business

https://www.rinipegka.com/
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Was du tun kannst, wenn du anfängst, Social Media zu hassen – 6 Tipps

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