Digitale Achtsamkeit - Gamechanger Jahr 2021: 6 Stationen, die alles verändert haben
Verzeih den dramatischen Titel, aber als Griechin ist mir eine gewisse, leicht übertriebene Emotionalität und die philosophische Projektion von allem, was mir widerfährt, praktisch in die Wiege gelegt worden, du verstehst.
Tatsächlich aber hat mich 2021 verändert, indem es meine Einstellung gegenüber der Nutzung von digitalen Medien und besonders Social Media gravierend auf den Kopf gestellt hat. Heute, ein Jahr später, äußert sich das konkret in einer längeren Pause von Social Media (dazu später mehr), einer Weiterentwicklung meiner beruflichen Ausrichtung, für die ich nochmals die Schulbank drücke (dazu zu einem anderem Zeitpunkt mehr) und der wieder zurück gewonnenen Aufmerksamkeit, Ruhe und Klarheit meines Geistes.
Aber fangen wir ganz von vorne an, und lassen 2021 Revue passieren, damit das Ganze für dich a. Sinn ergibt und du b. davon etwas für deine eigene Reise zur digitalen Achtsamkeit ableiten kannst, das dich dabei unterstützen oder sogar inspirieren kann, Dinge anders anzugehen und dir den Social Media Stress zu nehmen, besonders wenn du wie ich Unternehmer bist.
INHALTE
Station 1: Social Media Pausen
Seit Januar 2021 lege ich jedes Wochenende eine Social Media Pause ein. Das heißt jeden Freitag wird die Instagram App vom Handy verbannt – denn sie ist die einzige Social Media App, die ich noch auf meinem Smartphone habe – und von Freitagnachmittag bis Montagmorgen huldige ich den Plattformen keinen einzigen Blick. Nicht auf dem Laptop, oder sonst wo. Das Ergebnis? Ich habe viiiel mehr Zeit: Meinen Hobbys nachzugehen, zu lesen, mich weiterzubilden, zu schreiben, ich schlafe mehr, ich mache mehr Yoga, oder ganz einfach nichts (!), ich genieße ganz einfach das Leben mehr.
Ob es schwierig war? Am Anfang, also die ersten 2-3 Wochenenden, ja, definitiv. Meine Hand zuckte immer wieder nach dem Gerät, um mich nach dem Entsperren des Bildschirms enttäuscht daran zu erinnern, dass die rosa-gelb-lila App ja nicht mehr da ist und ich wieder ab Montag „darf“. Aber danach, nein, absolut nicht. Was ausschlaggebend war: Ich habe mir für jedes Wochenende etwas vorgenommen, also mir immer einen Plan (A, sogar B!) zugelegt, was ich meine neu gewonnene freie Zeit gestalte.
Station 2: Die Instagram Likes sind weg!
Was ich anfangs als Experiment angegangen bin, manifestierte sich später zu meinem Status Quo: Ab Mai 2021 habe ich auf Instagram die Beitrags-Likes verborgen. Du kannst nicht sehen, wieviele Likes meine Posts bekommen, ich kann nicht sehen wieviel du bekommst. Klingt fair, oder? Weg war er, der Druck gut zu performen, oder der stete Vergleich mit anderen.
Klar, zu Beginn war ich unsicher: Straft mich die Plattform mit eingeschränkter Reichweite ab? Mag mich Mr. Algo nicht mehr und keiner bekommt meine mit soviel Liebe und Sorgfalt erstellten Posts zu sehen? Diese Gedanken kamen nur kurz in mir hoch – weil menschlich - und verschwanden dann wieder genauso schnell – weil ich als Freigeist mich noch nie einer KI fügen wollte und sowieso immer nur das und so gepostet habe, wie ich es wollte. – Also dachte ich mir „who cares“? Just do it. And do I did. Und ich habe nie wieder zurückgeschaut.
Viele haben mir zum Schritt gratuliert, ein paar haben sich davon inspiriert und das Gleiche gemacht. Und wir werden immer mehr.
Station 3: Auf Kriegsfuß mit der Screentime
Ab Mai 2021 verfolgte ich auch meine Bildschirmzeit regelmäßiger. iPhone sei Dank kann man das sehr einfach. Dabei sah ich nicht nur auf die Zeit, aber auch auf die Inhalte, in die ich diese investierte: Video-Calls, edukative Videos, Meditationen, Yoga-Übungen, Podcasts, Google Maps haben einen andere Qualität, geschweige denn Mehrwert als 5 Stunden auf TikTok & Co.
Da die einzige App, bei der ich rumdaddeln konnte, Instagram war, hatte ich mir festgesetzt, die App nur an den Tagen zu nutzen, an denen ich auch etwas veröffentlichte und dementsprechend auch mit der Community interagieren wollte, Storys postete usw. An den anderen Tagen blieb die App ungenutzt.
Habe ich das auch immer so einhalten können? Nein, nicht immer, ich bin auch nur ein Mensch mit einem Dopamin-verwöhnten Gehirn. Aber Monat für Monat lief’s immer geschmeidiger. Kleine, konstante Schritte. Und noch was: Der Explore-Tab auf Instagram ist der erste Schritt der Abwärtsspirale in die Tiefen des endlosen und huch-jetzt-sind-wieder-40 Minuten-rum Scrollens: Wenn du in diese Gewässer einmal eintauchst, ist es schwer, dich den Verlockungen der Algorithmus-Sirenen zu entziehen, denn sie wissen genau, was du sehen, hören, lesen willst. Odysseus hat sich an den Mast gebunden, du solltest versuchen, deine Finger und deinen Geist zu bändigen.
Station 4: Bye, bye, bye!
Im September 2021 war es dann soweit: Der Vogel zwitschert nicht mehr, im Club findet lange keine Party mehr statt, zum Snappen – ganz ehrlich – bin ich zu alt und chinesische Apps waren mir schon immer ein Graus – sorry, not sorry. Weg damit! So long, good bye, auf nimmer wiedersehen Twitter, Clubhouse, Snapchat und TikTok.
Als Social Media Expertin habe ich mir immer die neuesten, bzw. alle Apps und Plattformen angesehen, getestet, um mitreden und Kund:en empfehlen zu können – oder nicht. Als achtsame Unternehmerin aber, möchte ich online nur noch dort präsent sein, wo ich für mich einen Mehrwert sehe. Und das sind wahrhaftig doch nur wenige Orte im Internet.
Die App, bei der ich am meisten gezögert habe, war Twitter. Doch letzten Endes habe ich mir die Frage gestellt: Möchte ich tatsächlich meine Nachrichten aus einem sozialen Netzwerk bekommen, in dem Hetze, Rassismus, Fake News und pure, menschliche Dummheit an der Tagesordnung stehen? Klipp und klar, nein. Bye bye birdie.
Dazu kommt, dass ich meine Facebook-Präsenz und mein Linkedin-Profil nicht mehr aktiv pflege: Sie bleiben bestehen, aber es passiert nichts. The lights are on, but no one‘s home. Falls also jemand nach mir auf diesen Plattformen suchen sollte, wird er als letztes Update die Aussage „Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie weiter!“ sehen. Und wird gleichzeitig auf meinen Newsletter, Blog und Podcast verwiesen.
Station 5: Die digitale Achtsamkeits-Gefährtinnen
Ab September 2021 habe ich mich vermehrt mit Gleichgesinnten ausgetauscht – oder wie es Dr. Daniela Otto so schön nennt: Digital Detox Botschafterinnen. Ich hatte die Ehre viele von ihnen als Gäste in meinem Podcast zu haben und der Austausch hat mich auf meiner Reise bereichert und bestärkt: Noch achtsamer mit meiner Zeit umzugehen, alles zu hinterfragen, was ich bis jetzt als selbstverständlich, natürlich oder gegeben angesehen habe.
Viele Gespräche haben tief in mir etwas berührt und haben mich dazu veranlasst, die Materie breiter zu erforschen und die verschiedenen Aspekte noch heller zu durchleuchten: Die neurologischen, psychologischen, soziologischen, aber auch die wirtschaftlichen. Und dieses geballte Wissen kommt nicht nur meiner mentalen Gesundheit zugute. Ich teile es weiter, in meinen Coachings und den Guides, die ich schreibe. Für diese Erfahrungen und diesen Schatz bin ich meinen Weggefährtinnen unendlich dankbar. You know who you are.
Station 6: Die 4-Tage Woche
Dass ich hartgesottener Cal Newport Fan bin, ist nicht neues. Seine Bücher „Digital Minimalism“, „Deep Work“ und „A world without email“ gehören meiner Meinung nach zur Pflicht-Lektüre, wenn man sich mit dem Thema der gesunden Nutzung von digitalen Medien auseinander setzen möchte. Also quasi in jede Bibliothek.
Cal Newport hat in Deep Work und auch oft in seinem Podcast sein „Time-Block-Planing“ Konzept präsentiert: Die Einplanung deiner Arbeitswoche und jedes einzelnen Tages in Zeitblöcke. Das sind Zeiteinheiten, in denen man „Deep Work“, also fokussiert und tief arbeitet.
Während dieser Zeitblöcke werden alle Ablenkungen abgestellt: Das Smartphone ist auf lautlos oder im Flugmodus in einem anderen Zimmer. Wenn man am Computer arbeitet, dann sind nur die Programme und Browser-Tabs offen, die man für die bestimmte Arbeit braucht. Durch die konkrete, zeitliche Aufteilung der Aufgaben kommt man weg von der To-Do Liste und hin zu einer auf fokussierte Aktion ausgerichtete Planung. Und so bekommst du die Möglichkeit deine Arbeit besser und - weil ungestört - konzentrierter und so auch schneller zu erledigen.
In meinem Audiokurs “Bye bye To-do-Liste” erkläre ich genau, wie das geht und du bekommst zusätzlich viel Wissen rund um Abläufe und Systeme, damit du die E-Mail-Flut vermeidest, plus Tipps und Ansätze rund ums Energiemanagement und das zyklische Leben.
Diese Art zu planen und zu arbeiten hat bei mir dazu geführt, dass ich mich seit November 2021 über eine 4-Tage Woche freuen darf: Ich erledige das gleiche Volumen an Arbeit in 4, statt vorher 5 oder auch 6, oder 7 Tagen. Nicht mehr selbst und ständig, sondern selbst und frei. Und nein, ich arbeite an den 4 Tagen nicht 12 Stunden, sondern höchstens 8, meistens 5-6, sonst würde das ganze ja überhaupt keinen Sinn machen, was meine mentale und körperliche Gesundheit angeht. Und die Verbesserung dieser hat im Rahmen des achtsamen Lebensstils für mich höchste Priorität.
Jeder Freitag ist genau das, was der Name impliziert. Ein freier Tag. Der Freitag gehört mir. Was ich an dem Tag mache? Was ich will, ganz ehrlich: Ich kann den ganzen Tag lesen, spazieren gehen, übers Wochenende verreisen, die Wohnung putzen, oder Blog-Artikel schreiben. Auf alle Fälle wird NICHT an Kunden-Projekten gearbeitet oder gecoacht. Meine Freitagsoase habe ich mir wortwörtlich erarbeitet. Und ja, wahrscheinlich auch verdient.
Und auf einmal ist alles anders.
Zurück ins Jetzt. Was ist heute anders? Nun, man würde mich wieder der Übertreibung beschuldigen, wenn ich hier „alles!“ antworten würde. Es ist aber nun mal so. Lass mich erklären:
Die 4-Tage Woche ist schonmal nicht ohne. Ein freier Tag in der Woche mehr. Lebensqualität gesteigert. Check.
Ich schlafe mehr, tiefer und wache erfrischter auf. Mein Gehirn und mein Körper danken es mir jeden Tag. Meine Familie und Coachees auch.
Mehr Klarheit, Fokus und Ruhe im Kopf. Und das merke ich vor allem beim Lesen. Ich kann mich wieder stundenlang in einem Buch verlieren, ohne müde zu werden. Ohne mein Smartphone zu vermissen. Wie damals, als ich als Kind der `80er Jahre mindestens 10 Bücher im Monat von der Stadtbibliothek nach Hause gekarrt und verschlungen habe. Heute komme ich auf 4 Bücher im Monat, das ist laut Umfragen soviel wie der Durchschnitt der meisten Menschen in Deutschland – im Jahr (!).
Ich kann mit Freude und Stolz verkünden, Social Media und Smartphone unabhängig zu sein, bzw. falls jemals ein Suchthverhalten vorhanden war, ist es nun nicht mehr existent. Keine Entzugserscheinungen, kein FOMO, kein Zucken nach dem iPhone, kein“oh-das-wäre-jetzt-ein-Instagram-worthy-Moment.“ Ich genieße und erlebe für mich.
Ich habe endlich mit der analogen Fotografie angefangen – ein Hobby, das ich schon immer mal anfangen wollte! Eine Canon AE-1 aus dem Jahre 1972 ist nun mein Schatz, der ohne Filter meinen Alltag, Reisen und Portraits von Freunden, Fremden, Familie und Katern einfängt. Durch die Linse eines schweren, analogen Metall-Apparates sieht die Welt…genauso magisch, düster, oder verrückt aus wie sie in Wirklichkeit ist. Nicht Instagram-verschönert, zurecht gerückt und orchestriert. Jeder Klick ein besonderer Moment. Vor jedem Klick, ein Moment der Entschleunigung. Jedes Bild ein Atem der Zeit.
Durch die vielen, kleinen und größeren Veränderungen habe ich mehr Raum und Zeit zum Nachdenken geschaffen. Über mein Tätigkeitsfeld als Freischaffende. Über mein Coaching-Angebot. Über meinen eigene Präsenz auf Social Media. Über mein Leben.
Marketing ohne Social Media?
Das alles hat wiederum zur Entscheidung geführt, mich vorerst von Social Media zurückzuziehen. Eine Pause einzulegen. Mit Social Media meine ich konkret Instagram, denn wie schon erwähnt, auf den anderen Plattformen habe ich schon längst den virtuellen Bleistift ruhen lassen.
Ab dem 01.02. also bin ich nicht mehr auf Instagram aktiv. Der Account bleibt als digitaler Business-Auftritt bestehen, wird aber von mir bis auf weiteres nicht bespielt. Dieser Blog aber, mein Podcast, die kosmische Post und Pinterest werden nach wie vor mit frischen Inhalten aktualisiert. Und nein, Pinterest ist keine klassische Social Media Plattform, eher so eine Art visuelle Suchmaschine, auf der Inhalte nachhaltig leben können. Aber zu diesem, großen und einschneidenden Schritt in meinem Marketing erzähle ich dir mehr in einem der nächsten Blog-Artikel.
Und nun zu dir: Wo befindest du dich zurzeit bei deiner Reise zum Ziel „digitale Achtsamkeit“? Noch am Anfang, mit dem Ticket in der Hand? Bist du schon losgefahren…und bei der nächsten Station gleich ausgestiegen? Besonders als Selbstständige ist es nicht einfach, die digitale Präsenz mit den Bedürfnissen und Anforderungen des beruflichen und privaten Lebens, aber auch den Herzenswünschen in Balance zu halten, das weiß ich nur allzu gut.
Und deswegen habe ich darüber auch ein Buch geschrieben, du kannst es dir hier holen. Als Bekräftigung und Mutmacher, damit du deinen eigenen individuellen Weg gehen kannst.