Zwei Monate Instagram Pause: Was mich am meisten überrascht hat und wie es nun weitergeht

 
Zu sehen im Bild Rini Pegka
 
 

 

Eine Instagram Pause einzulegen kann viele Gründe haben.

Egal ob Unternehmen, Selbstständige oder Privatpersonen, alle, die sich für einen Instagram-Detox entscheiden, haben mindestens eines gemeinsam: Man ist genervt.

Natürlich beansprucht die Nutzung von Social Media als Marketing-Tool viel Zeit und Energie, was zwar ärgerlich, aber eben total normal ist. It comes with the territory.

Man kann es aber auch achtsam angehen, mit sinnvollen Zielen, die zu den eigenen Werten passen, mit effizienten Workflows, einem passenden Mindset und einer ganzheitlichen Marketingstrategie.

Wenn ich also nicht genervt, überfordert, oder gestresst von Instagram war…wieso habe ich dann den Stecker gezogen?

Ganz einfach: Ich war gelangweilt. 

Auch wenn ich Instagram und Co. nie zur Kundenakquise genutzt habe, war ich auf der Plattform sehr aktiv, um mich für das Thema digitale Achtsamkeit und achtsames Social Media Marketing zu positionieren und durfte dabei tolle gleichgesinnte Expertinnen und Experten kennenlernen - wofür ich sehr dankbar bin. Und es hat auch lange Zeit Spaß gemacht.

Aber in letzter Zeit ... ich weiß nicht, wie es dir geht, aber jedes Mal, wenn ich die App öffnete, hatte ich das Gefühl, in seichtem, trübem, lauwarmem Wasser zu baden - und das will doch niemand, oder?

Meine langjährige Expertise als Social-Media-Beraterin durchschaute die vielen, oft künstlich aufgesetzten, auf Interaktion und Algorithmen getrimmten Beiträge. Ein öder, vor sich hin blubbernder Instagram-Einheitsbrei.

Aber abgesehen davon, dass alles schon mal da war, oder eben das Gleiche in Blau, sah ich meinen Feed als eine einzige große Werbeplattform - jeder ist so toll, schlau, lustig, hat was Einzigartiges zu bieten, jetzt bitte klicken, kommentieren, liken, speichern. Argh. Es reicht. Genug.

Es hat mich auch immens gestört, dass ich zu einer kostenlosen Content-Produktionsmaschine für Instagram geworden bin. Warum eigentlich? Warum konnte ich die Ideen, die ich hatte, nicht in einen Blogartikel packen, in ein Medium, das mir gehörte, wo es keine 2.200 Zeichen Beschränkung und Algorithmus-Herumgezicke gab?

Aber der wichtigste Grund für meinen Rückzug war, dass ich mehr Zeit haben wollte: Für mein Privatleben, meine Bücher, meinen Sport, meine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie - kurz: um offline zu sein.

Ich möchte wieder mehr so leben, wie es vor Smartphones und Social Media war.

 
Zu sehen im Bild ein offenes Buch im Wald
 

Ja, ja, ich weiß, das wird in dem Maße nicht mehr möglich sein. Und es ist ja nicht so, dass ich Technik nicht mag, im Gegenteil – aber too much of a good thing is bad, wie wir hier in Bayern sagen.

Zur gleichen Zeit mit meiner Instagram-Abstinenz hat auch die Mastermind von Alexandra Polunin angefangen, auf die ich mich sehr gefreut habe: Marketing ohne Social Media. Wie A*rsch auf Eimer.

And just like that…verabschiedete ich mich.

Und ja, ich habe es auch auf meinem Instagram-Profil verkündet - kurz und schmerzlos und ohne viel öffentlich zu erklären. Ich betone öffentlich, weil ich den wenigen Menschen, die ich über diese Plattform kennenlernen durfte, vor der Bekanntgabe eine private Nachricht per E-Mail geschickt habe. Das mag in deinem Fall überflüssig sein, wenn du auch über eine Instagram-Pause nachdenkst, aber für mich war es das Richtige - aus Respekt und Wertschätzung der anderen Person gegenüber.

Disclaimer: Ich empfehle niemandem, der auf Instagram erfolgreich verkauft oder Kunden gewinnt und dabei Spaß hat, damit aufzuhören und komplett andere Wege einzuschlagen – das wäre in Zeiten wie diesen (und überhaupt) höchst ignorant, unverantwortlich und einfach nur dämlich.

Aber wenn du an dem Punkt angekommen bist wo es nervt und dir alles zu viel wird, dann ja, dann ist eine Social Media bzw. Instagram-Pause eine klare Empfehlung von mir und der erste Schritt zu einem achtsameren Umgang mit diesen Plattformen und mehr Klarheit in deinem Business.  Darüber schreibe ich auch in meinem Buch “Digitale Achtsamkeit für Selbstständige”, über das du dir hier mehr erfahren kannst.

Auch ein Back-Up-Plan ist zu empfehlen, der während dieser Pause und wahrscheinlich auch danach, falls du dem Social Media Marketing eventuell komplett den Rücken kehren wirst, greift, damit dein Business nicht still steht.

Für mich ging das achtsame Marketing über diesen Blog, den Podcast, Pinterest, meinen monatlichen Newsletter und mein Netzwerk weiter. Instagram hin oder her, das sind die Kanäle, über die ich fortan mein eigenes Marketing hauptsächlich betreiben möchte.

Was ich in der zweimonatigen Instagram Pause erfahren durfte:

Ruhe.

Stille.

Noch mehr freie Zeit. 🧘🏻‍♀️

Wie es sich anfühlte? Fantastisch – aber das wusste ich schon im Vorfeld.

Ob ich es vermisst habe? Ob FOMO bei mir aufgekommen ist?

Versteckt der Weihnachtsmann die Ostereier? Keineswegs.

Und doch habe ich etwas gespürt, das mich überrascht hat und für das ich länger gebraucht habe, um herauszufinden, was es war. Ich hatte in den ersten Wochen meiner Pause ein intensives Unwohlsein, das nichts mit meinem Privat- oder Berufsleben zu tun hatte - so viel war sicher.

Was störte mich an der Pause, machte mich oft sogar traurig?


Zu sehen im Bild ein Strand aus der Vogelperspektive


Es war die fehlende Reaktion auf meine veröffentlichten Inhalte, die Bestätigung meiner Ideen und Gedanken und letztlich meiner eigenen Präsenz auf der Plattform, meines Online-Ichs. Denn wenn die Bestätigung fehlt, woher weiß ich dann, ob das, was ich von mir gebe, gut ist - ob ich gut genug bin…?

Wow.

Diese Einsicht war eine schockierende Offenbarung für mich. Denn ich war zwar nie eine Frau, die reihenweise Selfies von sich online stellt und dabei Feuer- oder Herz-Emojis und anrüchige DMs, oder fantasielose Fotos bestimmter männlicher Körperzonen als Bestätigung ihrer Attraktivität oder sexuellen Reife erhielt – oh nein.

Ich habe einen Business-Account, seit ich denken kann, und meine Inhalte sind zwar manchmal sehr persönlich, aber weit entfernt von der Inszenierung und Zurschaustellung meiner weiblichen Vorzüge. Aber trotzdem.

Es fehlte mir die Gewissheit, dass das, was ich in die Welt setze, wahrgenommen, anerkannt und als gut empfunden wird und bei den Menschen etwas bewirkt - oder auch nicht.

“Was ich während der Instagram Pause am meisten vermisst habe:

Das direkte Feedback.”

Mein Blog und Newsletter haben noch kein riesiges Publikum und Menschen schreiben eben viel lieber (und schneller) einen Kommentar oder eine DM auf Instagram, als dass sie ihr E-Mail-Programm öffnen und in die Tasten hauen, um auf meine Geistesprodukte zu regieren. 

Puh.

Auch Coaches arbeiten an sich – Selbstwertgefühl festigen, Imposter-Syndrom überwinden, Selbstvertrauen stärken. All das sind Themen, an denen die meisten Menschen und besonders wir Selbstständige arbeiten. Und das tat ich dann auch, noch intensiver. Man kann etwas nur besser machen, wenn man weiß, was es überhaupt ist und es beim Namen nennt.

Und dafür bin ich auch meiner Instagram-Pause sehr dankbar.

Was aber das direkte Feedback angeht, das mir gefehlt und mich getriggert hat: Ich müsste es besser wissen, denn genau das ist einer der „Tricks“, den die Entwickler der Social Media Plattformen anwenden, um Nutzer:innen an diese zu binden.

Das schnelle und direkte Feedback durch ein Like oder einen Kommentar und die damit verbundene Bestätigung, die man erfährt, ist Teil des Mechanismus der Dopaminausschüttung, also des Glücksgefühls, das man empfindet und das einen dazu bringt, immer mehr Inhalte zu veröffentlichen - und damit auch die Social Media Plattformen am Leben zu erhalten.

Dieses schnelle Feedback, auf das uns die sozialen Medien geradezu trainieren, ist völlig unnatürlich und unmenschlich und gerade deshalb so irritierend.

Als soziale Wesen sind wir von Natur aus auf Gemeinschaft, Liebe und ein harmonisches Miteinander ausgerichtet. Im physischen, analogen Leben gibt es zwar Mikroexpressionen, die dem geschulten Auge in Sekundenschnelle die Emotionen des Gegenübers verraten können, aber dennoch: Die Bestätigung, anerkannt und akzeptiert zu werden, braucht im realen Leben mehr und länger.

Und obwohl ich viel über diese neuropsychologischen Mechanismen von Social Media weiß, mich online achtsam bewege und auch darüber predige, bin ich wie alle anderen von deren Wirkung nicht verschont geblieben. Ich glaube, das war für mich das Schockierendste an dieser Selbsterkenntnis.

Das wiederum bestätigt a. einmal mehr ihre erheblichen Auswirkungen auf unser Gehirn und unser Verhalten, b. beweist, dass ich auch nur ein Mensch bin - was sehr beruhigend ist 😁 und c. bestärkt mich noch mehr darin, mich für die Aufklärung über diese Themen zu engagieren.


Fazit

Die zwei Monate sind nun vorbei. Ich habe meine ausgelösten Emotionen verarbeitet - es geht mir gut 😅 - und ich muss gestehen, dass ich während dieser Zeit mit dem Gedanken gespielt habe, die Pause auf unbestimmte Zeit zu verlängern, weil ich glücklich war. Warum also zurückkehren*?

Weil ich die Menschen genau dort abholen möchte, wo das Problem entsteht, das sie beschäftigt: online, in den sozialen Medien, auf Instagram.

Alkoholiker findest du in der Kneipe und nicht im Yogastudio. (Extremes Beispiel, aber wenn wir schon bei Süchten sind...)

Und wenn schon zurück, dann anders.

Gesagt, getan. Ich bin wieder aktiv geworden – aber nichts ist wie vorher, ich selbst bin es auch nicht.

Was ich nicht mehr machen werde, ist lange Texte oder Inhalte exklusiv für Instagram zu erstellen. Da tobe ich mich lieber hier, in meiner Hood aus: Blog, Podcast und Co.

Jetzt drehe ich den Spieß um: Meine Blogtexte dienen als steile Vorlage und Inspiration für die wöchentlichen Posts auf Instagram. Ja, ich poste ab sofort „nur“ noch einmal pro Woche, an meinem dafür auserkorenen „Instagram-Tag“: Mittwoch oder Donnerstag - so viel Flexibilität muss sein. An allen anderen Tagen und natürlich auch am Wochenende bin ich Instagram-frei.

Und das, ja das fühlt sich mega gut an.



*Update 27.10.2023: Seit ich diesen Artikel geschrieben habe, ist viel Wasser die Isar hinunter geflossen... und ich bin seit Monaten nicht mehr auf Instagram aktiv - mein Profil habe ich mittlerweile deaktiviert.

Es war ein langer Weg, wie man an diesem und den davor und danach veröffentlichten Blogbeiträgen und Podcastfolgen sehen kann.

Jetzt bin ich an dem Punkt meiner Reise angelangt, an dem ich kein Social Media Marketing mehr betreibe - und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Aikaterini Pegka

🧬 Biologist
🧘🏻‍♀️ Breath Coach & Meditation teacher
✨ Happy & mindful in a digital cosmos
🙏🏻 Holistic coaching for a healthy mind, body & business

https://www.rinipegka.com/
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