5 Gründe, warum es wichtig ist, Social Media achtsam zu nutzen
Your browser doesn't support HTML5 audio
Wie du schon längst gemerkt hast, ist das Thema digitale Achtsamkeit eines, das mich sehr beschäftigt, es ist eine Leidenschaft von mir.
Ich recherchiere fast täglich zu diesem Thema und in letzter Zeit natürlich intensiver, da ich gerade an einem Buch zu diesem Thema schreibe. Was mir bei meinen Recherchen immer wieder begegnet ist, dass sich in letzter Zeit sehr viele Menschen intensiv mit der Nutzung von Social Media auseinandersetzen. Der Trend der Social Media Auszeit ist da.
Viele entscheiden sich für ein Social Media Detox, also eine Social Media Pause, um wieder zu einem bewussten Umgang zu kommen, gesünder damit umzugehen und wieder in Balance zu kommen.
Andere machen den Hardcore-Move und löschen ihre Social Media Accounts oder machen einen umfassenden, radikalen Digital Detox.
Unbestritten ist, dass es derzeit ein großes Interesse gibt, Social Media achtsam und in der richtigen Dosis zu nutzen, so dass sie uns mehr nutzen als schaden.
Gerade für uns Selbstständige und Unternehmende ist es wichtig, Social Media und andere Marketingmöglichkeiten so zu nutzen, dass sie uns einen Dienst erweisen, ohne uns dabei so stark zu beeinflussen, dass sie uns hemmen, stressen und einschüchtern.
Social Media und andere digitale Medien haben nun mal einen schlechten Ruf, weil sie hauptsächlich darauf abzielen, dass wir möglichst viel Zeit auf diesen Plattformen verbringen.
Wie du wahrscheinlich schon weißt, werden bei der Programmierung und dem Betrieb von Social Media teilweise sehr manipulative Methoden angewandt, die in verschiedenen psychologischen Theorien verankert sind, um unsere Aufmerksamkeit und unser Verhalten süchtig zu machen.
Die Wichtigkeit also Social Media achtsam zu nutzen, ist immens: Für unser seelisches Gleichgewicht, unsere mentale und körperliche Gesundheit, unsere Zeit und Energie.
In diesem Artikel habe ich 5 Gründe mitgebracht, warum es wichtig ist, Achtsamkeit in deine Social Media Nutzung zu integrieren:
INHALTE
1. Daten und Tracking
Als Leser dieses Blogs ist dir Jaron Lanier’s Buch „10 Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen solltest“, das 2018 erschienen ist, vielleicht nicht unbekannt.
Im ersten Kapitel schreibt der Autor:
„Heute bekommt jede Person, die in einem sozialen Netzwerk unterwegs ist, individualisierte und ständig optimierte Reize serviert - pausenlos, solange sie ihr Smartphone nutzt. Was früher Werbung genannt wurde, muss heute als unaufhörliche Verhaltensmodifikation in gigantischem Umfang verstanden werden.“
Und wir kennen es alle: Kaum spricht man über etwas, sieht man noch am selben Abend die passende Werbung dazu im Facebook-Feed. Was auf den ersten Blick gruselig wirkt, ist nichts anderes als das, was Lanier in seinem Buch so treffend beschreibt:
Social Media nutzt alle möglichen manipulativen Tricks und Trigger in ihrer Software und bedient sich fundierter psychologischer Methoden wie der Verhaltenskonditionierung nach B. F. Skinner - alles quasi eingebaut in allwissende Algorithmen.
Jeder Klick, jeder Kommentar, jedes Like, jede Verweildauer auf einem Beitrag in deinem Instagram-Feed wird registriert, getrackt und gemessen.
Du wirst ge- und vermessen.
So kann jedes soziale Netzwerk dein digitales Alter Ego aus vielen Datenpunkten wie ein virtuelles Spinnennetz zusammensetzen und weiß ganz genau, was du magst, was du nicht magst, was du gerne isst, wohin du gerne verreisen möchtest, in wen du heimlich verliebt bist und so weiter.
Und all das wird vor allem für Werbezwecke genutzt - damit Werbetreibende dir in deinen Social Media Feeds passende Werbung für ihre Produkte und Dienstleistungen anzeigen können.Denn daran verdienen nun mal Meta, TikTok und Google & Co. ihr täglich Brot. Ist so.
Wenn dir das alles bekannt ist und für dich in Ordnung geht, dann kein Problem, lies weiter bei Punkt 2.
Wenn du aber denkst: „Moment mal, damit fühle ich mich nicht wohl!“ ... dann kannst du durch einen bewussten Umgang etwas dafür tun, deinen eigenen Datenabdruck in den Sozialen Medien zu reduzieren und als Werbetreibender nur die minimal notwendigen Daten der Menschen auf den Plattformen für deine Marketingaktivitäten zu nutzen.
Natürlich liegt es auf der Hand, dass je mehr du deine Zeit und deine Interaktion auf Social Media reduzierst, desto weniger Daten können die Plattformen über dich sammeln.
Ich fordere dich jetzt aber nicht auf, weniger Likes zu vergeben oder weniger zu kommentieren – wenn du dich nicht bändigen kannst, go for it.
Ich möchte nur die Wahl betonen, die du dir durch ein bisschen mehr Achtsamkeit während deiner täglichen virtuellen Spaziergänge auf den digitalen Pfaden zurückerobern kannst: Deine Reaktionszeit auszudehnen, um dich zu fragen, ob dir ein Beitrag tatsächlich gefallen und dir etwas gebracht hat, oder ob du es aus Gewohnheit oder Verpflichtung machst? #likeforlike much?
Meta (das Unternehmen hinter Facebook, Instagram und WhatsApp) gibt dir auch die Möglichkeit, deine Werbeeinstellungen selbst zu verwalten - aber darüber wird selten gesprochen.
Über diesen Link kannst du alles Mögliche einsehen und ändern, z. B. welche Werbetreibenden dich außerhalb von Facebook erreichen können, welche deiner Aktivitäten von Werbetreibenden genutzt werden, um dir Werbung zu zeigen, und vieles mehr:https://www.facebook.com/adpreferences/ad_settings
Wenn du in deiner Selbstständigkeit selbst Social Media Ads schaltest, kannst du das auch tun, ohne Personen zu tracken und ihr Verhalten für deine Zwecke zu nutzen. Es gibt Social Media Werbung, die ohne Meta-Pixel funktioniert (ein Code, den du auf deiner Website installierst, um das Verhalten von Menschen zu verfolgen und zu messen, nachdem sie auf deine Werbung geklickt haben) - es hängt eben davon ab, welches Werbeziel du verfolgst.
Das Thema ist in der Tat zu umfangreich, um es in einem einzigen Blogartikel kurz und prägnant zu behandeln, aber es zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, auch als Werbetreibender zu entscheiden, wie tief und wie weit man die Daten der Menschen nutzen möchte.
Und wie einer meiner liebsten Social Media Kritiker, der legendäre Bob Hofman, so schön sagt:
“Werbung hat auch in den Jahren vor Social Media auch ohne Tracking fantastisch funktioniert.”
2. Der Zeitfaktor
Ich glaube, ich muss hier nicht viel erklären, denn wer kennt das nicht? Einmal in der App und schwupps, schon sind 30 Minuten vorbei! Bei TikTok gerne mehr, denn der Algorithmus dieser Social Media Plattform ist extrem ausgeklügelt und süchtig machend - und das sage nicht nur ich.
Aber lassen wir die Zahlen sprechen: Laut der letzten ARD/ZDF-Onlinestudie verbringen wir in Deutschland im Durchschnitt ca. 2 Stunden pro Tag mit Social Media.
Das sind 2,5 Tage im Monat.
Und das ist hochgerechnet ein Monat im Jahr. (!)
Wenn wir das zwischen unserem 20. und 60. Lebensjahr jeden Tag so zelebrieren, dann sind das am Ende drei (3!) volle Jahre in den diversen sozialen Netzwerken.
Lass das mal sacken.
Aber bleiben wir in der Gegenwart - diese 2,5 Tage im Monat sind doch eine ganze Menge, oder?
Eine verdammt lange Zeit - um sie auf Social Media zu verbringen. Auf Santorin? Eine ganz andere Geschichte.
Und ja, als Selbstständige nutzen wir Social Media für unser Marketing, manche mehr, manche weniger.
Das ist auch völlig in Ordnung.
Nur können wir, nein, sollten wir daran arbeiten, die Zeit, die wir mit der Erstellung von Inhalten, mit der Community oder auch mit dem Konsum von Inhalten verbringen, auf ein Minimum zu reduzieren.
Ein Minimum, das uns, unserem Business, unserem Wohlbefinden und unserer Lebenszeit guttut.
Was wäre also, wenn du deine tägliche Verweildauer auf Social Media um nur 30 Minuten kürzen könntest? Denn das lernst du beim achtsamen Social Media Marketing.
Du hättest auf einmal fast eine ganze Woche im Jahr für dich freigescrollt.
Und mit der kann man verdammt viel Gutes anstellen, oder?
3. Das höchste Gut: Deine Gesundheit
Eine erst dieses Jahr veröffentlichte Metastudie (das ist eine Studie, die frühere Forschungsarbeiten zum gleichen Thema statistisch zusammenfasst und auswertet), kommt aber genau zu dem Schluss – dass das Negative überwiegt.
Aber egal wie viele Studien du dir durchliest – dein eigenes Gefühl liegt nie falsch.
Und bei den meisten von uns, das habe ich in etlichen Gesprächen mit Kollegen und Klienten feststellen können, macht sich oft ein Unbehagen breit, wenn wir uns jeden Tag unkontrolliert und ungehemmt vom Strom unserer Social Media Feeds hinreißen lassen - unter anderem:
Stress
Überforderung
Vermindertes Selbstwertgefühl
Depressive Zustände
Schlaflosigkeit
Suchtgefahr
Ablenkung von wichtigen emotionalen Themen
Verminderte Konzentrationsfähigkeit
Reduzierter Fokus
Innere Unruhe
Etwas, dass dir nicht gut tut – egal ob ohne Schutz Sonnenbaden, Alkohol, Junkfood, toxische Beziehungen, cholerische Chefs, auf der linken Autobahnspur mit 50 km/h fahren – solltest du so weit wie möglich vermeiden.
Und wenn du es nicht vermeiden kannst, dann kannst du es vielleicht durch einen intelligenteren, bewussteren Umgang so kontrollieren, dass es dir zumindest keinen großen Schaden zufügt. (Wobei ich sagen muss, dass bei den obigen Beispielen niemand giftige Partner oder Choleriker als Chefs braucht. 😁)
Denn auch für Social Media gilt: Die Dosis macht das Gift.
Und hier schafft Achtsamkeit Bewusstsein und kann dein Verhalten prägen, um Social Media sehr kontrolliert und zielgerichtet zu nutzen. So kannst du deine Online-Präsenz und Sichtbarkeit ausbauen und deine Community pflegen, ohne Energie zu verbrennen.
Aber sei gewarnt: Das geht nicht von heute auf morgen. Denn in Achtsamkeit übt man sich.
Jeden Tag.
Und es wird Tage geben, an denen es dir gut geht. An denen du stolz auf deine 24 Minuten auf Instagram bist. Und andere, an denen du dich 2 Stunden auf TikTok verlierst.
Und am nächsten Tag machst du es von vorne. Besser.
4. Der Kostenfaktor
Oh ja, die unachtsame Nutzung von Social Media kann auch einiges an Geld kosten.
Hä, wie das?
Nun, wenn du als Selbstständige/r einfach drauf los Social Media Marketing machst, ohne dir vorher einen Plan zu erstellen, ohne darüber nachzudenken, in welchem Umfang, warum und wie du die Plattformen nutzen möchtest – eben unbedacht – dann kannst du Geld verlieren, wenn …
… du dir einen Instagram Online-Kurs kaufst, um voll durchzustarten, nur um später zu erkennen, dass das gar nicht deine Plattform (oder, die deiner Zielgruppe) ist
… du von Anfang an in Werbung investierst, um schneller Resultate zu erzielen, aber keine Ahnung davon hast (und Hildegard in Travemünde sich bei dir meldet, obwohl dein Event eigentlich Coaches in Hamburg ansprechen sollte)
… du denkst ein Team zu brauchen, weil du ja auf der X Plattform Y mal am Tag Z Inhalte veröffentlichen musst – aber noch ganz am Anfang bist
… du in der vielen überflüssigen Zeit, die du täglich damit verbringst, sichtbar und erfolgreich zu sein, einen oder mehrere Kunden annehmen könntest oder dich bzw. dein Business weiterbilden und entwickeln könntest, um deine Selbstständigkeit und Lebensqualität auf die nächste Stufe zu heben - auch finanziell.
… du dich beim orientierungslosen Scrollen von Anzeigen oder Influencern ködern lässt und den x-ten Online-Kurs oder Dinge kaufst, die du nie zu Ende bringen wirst oder eigentlich gar nicht brauchst - I see you, Bananenbox! 😁
.. dir nicht endlich bewusst wird, dass du für diese Plattformen KOSTENLOS Content erstellst, der vielleicht anderswo, auf deinem Blog, Podcast, Online Shop, in deiner Mitgliedschaft oder auf Patreon (oder ähnlichen Plattformen) in aufbereiteter und längerer Form einen langfristigeren Wert hat – auch wenn das „nur“ ein effizientes SEO ist.
Zusätzlich gewährst du z.B. Instagram automatisch eine Lizenz, deine Inhalte „… zu verwenden, zu verbreiten, zu modifizieren, auszuführen, zu kopieren, öffentlich vorzuführen oder anzuzeigen, zu übersetzen und abgeleitete Werke davon zu erstellen…“
5. Deine Kreativität
Klar, du scrollst durch Instagram oder TikTok und wirst dort von anderen Experten und Expertinnen inspiriert. Aber wo hört die Inspiration auf und wo fängt die Beeinflussung an? Und wie weit geht sie?
Wann fängt die Beeinträchtigung an?
Denn wenn du unachtsam unterwegs bist, fließt sehr viel Input in dich hinein.
Du siehst, welche Inhalte gut ankommen, welche weniger.
Wo es nur digitale Herzchen regnet und wo lautlose Dürre dir entgegen kläfft.
Du vergleichst dich. Das passiert automatisch, weil es im sozialen Verhalten des Menschen verankert ist.
Du denkst automatisch „hey, das könnte ich auch machen“... Was an sich nicht schlimm ist.
Aber wenn du NUR Inhalte erstellst, von denen du glaubst, dass der Algorithmus sie bevorzugt, dann schränkst du dich in deiner kreativen Freiheit ein, weil du deine eigene Stimme zensierst.
Und das kommt einer kreativen Manipulation sehr nahe, wenn du mich fragst.
Das kann dann so weit gehen, dass ein bestimmter Beitragsstil, sei es jetzt die Musik, die bei einem Reel verwendet wird, die Formulierungen, das Thema oder die Farben von vielen reproduziert werden – und am Ende alles gleich aussieht. Vom dahinblubbernden Instagram Feed-Brei habe ich vorhin schon mal geschrieben. Das meine ich damit.
Und noch etwas: Wenn du unachtsam und in Unmengen so viel Input konsumierst…wird dir irgendwann schlecht - und dein Output auch. Oder du kommst gar nicht dazu.
Meine Empfehlung? Hol dir einen Feed-Blocker und wende ihn auf all deinen Geräten, für alle Social Media Plattformen an.
Somit siehst du nichts in deinem Feed, sobald du eine App öffnest und musst aktiv Profile und Accounts aufrufen. Absoluter. Game.Changer.
Nicht nur, dass sich meine Social Media Zeit auf ein Minimum reduziert hat (ca. 35 Minuten in der Woche) – meine Kreativität kann sich frei und unbeeinflusst entfalten.
Ich habe seither angefangen, ein Buch zu schreiben, ich male wieder und die Ideen für Kurse und Co. sprudeln nur so aus mir heraus.
Und das Wichtigste: Ich habe noch mehr Freude an meinem Business und meinem Leben.