Podcast | Der achtsame Reminder: Selbstständigkeit als Spektrum
In dieser Podcastfolge möchte ich mit dir ein Thema beleuchten, das oft im Schatten der Alles-oder-Nichts-Mentalität selbsternannter Erfolgsgurus steht:
Selbstständigkeit als Spektrum.
Diese Episode ist für dich, wenn
du das Gefühl hast, dass deine Selbstständigkeit nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast,
unter dem Druck stehst, eine Nische finden zu müssen, um erfolgreich zu sein,
oder wenn du das klassische Bild einer „erfolgreichen Selbstständigkeit“ als eng und einschränkend empfindest.
In dieser Episode gebe ich einen ehrlichen Einblick in meine eigene Selbstständigkeit und warum es völlig normal - und absolut in Ordnung - ist, dass die Leidenschaft, die uns antreibt, nicht immer im gleichen Maße zur finanziellen Sicherheit beiträgt.
Es gibt verschiedene Tätigkeitsfelder, die auf unterschiedliche Weise in unsere Selbstständigkeit einfließen und oft in einem ungleichen Verhältnis zum Einkommen stehen.
Das darf so sein. Und es ist normal.
Heute habe ich passend dazu diese Journaling-Fragen für dich mitgebracht:
Was bedeutet Selbstständigkeit für mich und wie kann ich sie so gestalten, dass sie mich mehr erfüllt, als unter Druck setzt?
Welche Erwartungen habe ich an meine Selbstständigkeit und wie beeinflussen sie meinen Alltag?
Wie kann ich meine Selbstständigkeit achtsam(er) gestalten, so dass sie mir wirklich entspricht?
Ich freue mich auf dein Feedback, deine Gedanken und darauf, wie du deine eigene Selbstständigkeit siehst. Danke für deine Treue und viel Spaß beim Zuhören!
(Das Transkript und die Shownotes der Folge findest du weiter unten 👇🏽)
Transkript
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Ausgesprochen Achtsam-Podcasts. Mein Name ist Rini Pegka und ich freue mich sehr, dass du heute wieder dabei bist. Diese Podcast-Folge ist inspiriert von einer anderen Podcast-Folge, die ich gehört habe, im „Off the Grid-Podcast“. Den werde ich dir auch verlinken. Und ich fand die Herangehensweise von Amelia - Amelia Hruby ist die Hostin dieses Podcasts – an das Thema der Selbstständigkeit sehr schön, und sie hat Selbstständigkeit als Spektrum beschrieben, also quasi, so wie ich es wahrnehme, die individuelle Art, selbständig zu sein.
Genauso wie Spektrum als Wort beschrieben wird, um die verschiedenen Facetten der Sexualität oder auch der Neurodiversität zu unterstreichen. Genauso dürfen wir uns diesen Begriff ausleihen und ihn für die Selbstständigkeit nutzen, denn das ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt und das in der Selbstständigkeit oft zu kurz kommt.
Vielleicht hast du es auch schon erlebt, vielleicht bist du auch selbständig, dass die Selbstständigkeit oft nur als eine feste Vorstellung vermittelt wird. Also so muss die Selbstständigkeit sein und nicht anders. Nach dem Motto: Du bist entweder Vollzeit-Coaching oder eben gar nicht selbstständig. Also kannst du es gleich sein lassen.
Und daran geknüpft können natürlich auch Umsatzzahlen sein, also wie viele Nullen hinter einer Zahl stehen müssen, was den Jahresumsatz angeht, um überhaupt als erfolgreich oder auch als selbstständig zu gelten. Alles andere ist nichts.
Je länger ich aber selbständig bin – und ich bin seit 2008 selbstständig – desto mehr habe ich gelernt, auf diverse Aussagen und diverse Erfolgsstrategien nicht zu hören und mein eigenes Ding zu machen. Ich bin auch nicht selbstständig geworden, um mich selbst zu verwirklichen. Das habe ich auch schon oft gesagt. Ich wurde selbstständig, und das war in Griechenland das erste Mal, dass ich für mich selbst wurde, im Januar 2008, und habe dann mein Gewerbe dort abgemeldet, als ich nach Deutschland gekommen bin. Als ich hier angekommen bin, habe ich das Gewerbe gleich angemeldet.
Ich bin selbstständig geworden damals, weil ich keine andere Lösung hatte in der Berufswelt dort in Griechenland und wie Unternehmen aufgestellt waren und wie Aufgaben verteilt wurden. 2008 war für mich die einzige Möglichkeit, das zu machen und so zu machen, wie ich es wollte – eben selbstständig zu sein.
Eher, wie gesagt, aus der Not heraus und nicht aus dem Bedürfnis, unbedingt das, was ich in mir habe, in die Welt zu tragen oder mich selbst zu verwirklichen, auf gar keinen Fall. Je länger ich selbstständig bin, desto mehr merke ich, dass dieses „one size fits all“ in der Selbstständigkeit nicht stimmt. Und mit diesem Ansatz gehe ich auch in meine Mentorings, was meine Bücher angeht, insbesondere Digitale Achtsamkeit für Selbstständige, aber auch in der Art und Weise, wie ich zum Beispiel in den Raunächten dieses Bonuskapitel geschrieben habe im neuen Buch „Raunächte für Anfänger“.
Dort gehe ich mit einer achtsameren Herangehensweise rein. Es gibt viele verschiedene Wege, wie wir Selbstständigkeit leben können. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, da es keine einzigartige Formel gibt, um ein richtiges Leben zu leben. Es ist wichtig, dass wir unseren eigenen Weg finden, unsere individuelle Art, selbständig zu sein.
Deswegen möchte ich heute darüber sprechen, wie Selbstständigkeit als Spektrum betrachtet werden kann und wie es uns hilft, mehr Flexibilität und auch mehr Achtsamkeit in unser Business zu bringen. Was bedeutet überhaupt Selbstständigkeit als Spektrum?
Wenn ich darüber spreche, wie gesagt inspiriert von dieser Podcast-Folge, die ich mir angehört habe, meine ich, dass es nicht nur den einen festen Weg gibt. Es ist kein Alles-oder-Nichts.
Stattdessen ist es eben ein Spektrum, auf dem sich jede und jeder von uns bewegen kann, je nach Lebensphase, Bedürfnissen und persönlichen Zielen. Ich erinnere mich daran, dass ich in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit Vollgas gegeben habe, weil ich es musste, aus finanziellen Nöten heraus. Und das hat viele Jahre angedauert.
Meine Selbstständigkeit war keine einfache. Ich bin auch nicht reich geworden durch meine Selbstständigkeit in den ersten Jahren. Es war schwierig, es war hart, es waren noch andere Zeiten. Damals gab es kein Social Media. Nicht, dass ich Social Media jetzt nutze in meiner Selbstständigkeit, aber es sind ja auch viele Jahre vergangen seitdem.
Ich habe meine Selbstständigkeit durchs Netzwerken aufgebaut. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass Selbstständigkeit in Phasen verläuft. Man kann auch sagen, deswegen bin ich für das zyklische Arbeiten, dass auch die Selbstständigkeit Zyklen hat. Sie verändert sich. Es gibt Zeiten, in denen ich viel arbeite und kreativ bin und dann gibt es Phasen, in denen ich mich zurückziehe und mich mehr auf mein Inneres und meine Balance konzentriere.
Also nicht, dass ich sie in der restlichen Zeit vernachlässige, aber es gibt intensivere Phasen, wo das Innere mir wichtiger ist. Diese Phasen können mit den Jahreszeiten übereinstimmen, wie Herbst und Winter. Auch die Raunächte spielen bei mir eine wichtige Rolle und ich darf es mir erlauben, sage ich mal, weil, wie schon erwähnt, bin ich sehr, sehr viele Jahre selbstständig und ich bin dankbar, an einen Punkt angekommen zu sein, wo ich dieses zyklische Arbeiten so gut wie möglich machen kann. Wenn das bei dir nicht der Fall ist und wenn du komplett woanders stehst, ist das völlig in Ordnung.
Selbstständigkeit bedeutet nicht, dass das, was ich für mich umsetze, auch für dich gelten muss. Denn Selbstständigkeit ist ein Spektrum. Und Selbstständigkeit bedeutet auch nicht, dass wir jeden Tag gleich intensiv arbeiten, selbst in einer intensiven Phase. Es bedeutet, sich auf das zu konzentrieren, was gerade benötigt wird und was zu uns passt. Selbstständigkeit kann viele verschiedene Facetten haben, wie das Leben selbst.
Schauen wir uns einige davon genauer an. Manche von uns starten mit der Selbstständigkeit nebenberuflich. Manchmal passt es einfach besser, das eigene Business neben einem festen Job aufzubauen. Das ist völlig in Ordnung, weil man vielleicht eine gewisse finanzielle Sicherheit braucht. Das ist genauso wertvoll wie eine Vollzeitselbstständigkeit, denn auch wenn ich es nebenberuflich mache, gebe ich trotzdem 100%. Ich hatte auch Phasen in meiner Selbstständigkeit, wo ich angestellt war und nebenbei mein eigenes Business weitergeführt habe. Es war anstrengend, aber es war notwendig, um zu wachsen.
Es gibt auch die projektbasierte Selbstständigkeit. Ich kenne viele meiner Kollegen und Kolleginnen, die auf Projektbasis arbeiten. Das bedeutet, man nimmt sich bewusst Zeit für bestimmte Projekte und zieht sich dann wieder zurück, um neue Kraft zu schöpfen oder an eigenen Ideen zu arbeiten. Auch ich habe Phasen, in denen ich projektbasiert mit Kunden arbeite.
Die Projektarbeit ist dann abgeschlossen. Ich habe dann mehr Zeit für meine Selbstständigkeit und vielleicht kommt irgendwann später ein neues Projekt von diesem Kunden hinzu. Es gibt auch in der eigenen Selbstständigkeit, also in der hundertprozentigen, wo ich Vollzeit selbstständig bin, wie es jetzt bei mir der Fall ist, Zeiten, in denen ich sehr viel arbeite, Angebote entwickle oder auch ein Buch schreibe. Es gibt ruhige Phasen, in denen ich mich komplett zurückziehe und, wie schon erwähnt, mich auf meine Familie und andere Interessen fokussiere.
Und das bedeutet nicht, dass ich meine Selbstständigkeit vernachlässige. Es bedeutet einfach nur, dass beides Teil der Selbstständigkeit ist. Es ist nicht nur erlaubt, sondern es ist wichtig, die Intensität in der Vollzeitselbstständigkeit immer wieder zu variieren.
Und auch einen anderen Aspekt, eine andere Facette der Selbstständigkeit, möchte ich hier mit dir teilen. In meinen Mentorings nehme ich oft wahr, dass viele Personen selbstständig werden, weil sie endlich das machen möchten, was sie lieben, und dafür bezahlt werden möchten.
Und oft ist das in der Realität am Anfang nicht so einfach. Es dauert und vielleicht stellt man dann auch fest, dass so, wie man es sich vorgestellt hatte, das Ganze auch nicht so ablaufen kann, dass wir hundertprozentig finanziell abgesichert sind von dieser Leidenschaft, von der wir jetzt leben wollen.
Ich möchte dir hier auch ans Herz legen oder dich daran erinnern, dass du in deiner Selbstständigkeit mit Kunden arbeiten und an Projekten arbeiten darfst, die einfach deine Miete bezahlen und die deine Arbeit sind und die gewährleisten, dass du auch nächsten Monat selbstständig sein kannst. Ich meine damit nicht, dass du deine ethischen Prinzipien über Bord wirfst.
Ich meine nicht, dass du mit Kunden oder Unternehmen an Projekten teilnimmst, die gegen deine Werte sind. Das meine ich nicht. Ich meine, dass du auch als Vollzeitselbstständiger so arbeiten darfst, wie es sich für dich gerade richtig anfühlt, auch vom finanziellen Aspekt her.
Es gibt Kunden und Projekte, bei denen man weiß, dass man die Arbeit richtig gut machen kann und sie wird gut bezahlt. Es ist vielleicht nicht die Traumselbstständigkeit, es ist vielleicht nicht die Leidenschaft, es ist vielleicht nicht das, für das man brennt, aber es ist ein Teil dieser Freiheit, die wir beim Arbeiten haben. Es sichert uns finanziell ab und gibt uns die Möglichkeit, an dem weiterzuarbeiten, was wir wirklich lieben und für das wir brennen
Ich vereine in meiner Selbstständigkeit viele verschiedene Aufgaben. Ich habe verschiedene Positionen, ich mache verschiedene Sachen und nicht alle Aktivitäten, die ich mache, zahlen gleich viel in meine Finanzkasse ein. Das heißt nicht, dass ich nicht gut in all diesen Dingen bin.
Es heißt nur, dass ich meine Prioritäten zurzeit anders gesetzt habe. Und es ist völlig in Ordnung, wenn ein Teil meines Einkommens in meiner Selbstständigkeit von Aktivitäten kommt, die vielleicht nicht das sind, wofür ich wirklich brenne, aber die mich in meinen Leidenschaften, sei es jetzt das Bücherschreiben, das Malen oder was auch immer, unterstützen, sodass ich das weiterhin machen kann.
Ich hoffe, dass ich das gut formulieren konnte, um dir zu sagen: „Es ist völlig in Ordnung, wenn du in deiner Selbstständigkeit am Anfang zwei oder drei verschiedene Tätigkeitsfelder hast oder auch später, nicht nur am Anfang, die dich unterschiedlich unterstützen und die vielleicht nicht in deiner Wahrnehmung und in deiner Illusion von Selbstständigkeit ideal sind, aber die dich in der Realität unterstützen, damit du überhaupt in deiner Selbstständigkeit weiter existieren kannst.“
Wir könnten hier wirklich ein ganz großes Fass aufmachen, aber ich denke, dass es viele Selbstständige belastet, wenn sie von etwas leben, das sie nicht mehr machen möchten und das andere, für das sie brennen, noch nicht genug Geld einbringt. Aber das ist völlig in Ordnung, denn das gehört zur Selbstständigkeit dazu. Es ist eine Facette der Selbstständigkeit, am Anfang Kompromisse zu machen und auch später diese Kompromisse einzugehen.
Hier schließt sich auch der Mythos der einen richtigen Art von Selbstbestimmtheit. Es gibt eine Erwartungshaltung unter Selbstständigen, also entweder du bist komplett selbstständig oder eben gar nicht. Die Wahrheit ist, es gibt eben keine richtige Art, und jede Facette der Selbstständigkeit hat ihren Wert. Was für eine Person passt, muss nicht zwangsläufig auch auf andere funktionieren. Für mich war es eine wichtige Erkenntnis, dass Selbstbestimmtheit bedeutet, mir selbst die Freiheit zu geben, meine eigene Form der Selbstständigkeit zu definieren.
Manchmal bedeutet das, weniger zu arbeiten und mehr Raum für Kreativität und Ruhe zu haben. An anderen Tagen bedeutet es, neue Projekte anzugehen, die ich vielleicht nicht so hundertprozentig als optimal für mich definiere, aber wo ich meine Arbeit gut einfließen lassen kann und die finanziell gut dazu beitragen, dass ich weiterhin meine Selbstständigkeit finanzieren kann.
Und natürlich kommt hier Achtsamkeit ins Spiel, denn Selbstständigkeit als Spektrum zu sehen, flexibel zu bleiben, offen zu bleiben und sich in der Selbstständigkeit wertzuschätzen, erfordert ein hohes Maß an Selbstwahrnehmung.
Es geht darum, immer wieder zu überprüfen, welche Form und Intensität der Selbstständigkeit gerade stimmig ist und sich auch von äußeren Erwartungen nicht unter Druck setzen zu lassen. Immer wieder abzuwägen: Warum mache ich das jetzt? Wieso mache ich das jetzt? Wie kann es hilfreich sein in meiner Weiterentwicklung meines Business und in meiner eigenen persönlichen Weiterentwicklung?
Ich hoffe, dass diese Impulse, die ich heute gesetzt habe, dir helfen, deine Selbstständigkeit als Spektrum zu sehen. Manche Phasen sind produktiv, andere ruhiger, und es gibt verschiedene Formen und Arten, je nach Lebenssituation. Vielleicht hast du heute Impulse bekommen, um deine Selbstständigkeit aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Es gibt keinen starren Weg, den wir alle gehen müssen. Selbstständigkeit ist ein lebendiges, dynamisches Spektrum, das wir je nach unseren Bedürfnissen und Lebenssituationen gestalten können. Und vielleicht hast du Lust, dich selbst zu reflektieren und zu erforschen, wo du gerade auf deinem Spektrum der Selbstständigkeit stehst. Wo möchtest du vielleicht hin? Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der Raum für Neues lässt.
Ich werde dir ein paar Journaling-Fragen mitgeben, damit du in der Reflexion beim Schreiben für dich selbst herausfinden kannst, welche Art der Selbstständigkeit sich gut anfühlt und wie du sie mit Achtsamkeit gestalten kannst.
Was bedeutet Selbstständigkeit für mich und wie kann ich sie so gestalten, dass sie mich erfüllt, anstatt mich unter Druck zu setzen?
Welche Erwartungen habe ich an meine Selbstständigkeit und wie beeinflussen sie meinen Alltag?
Wie kann ich meine Selbstständigkeit achtsamer gestalten, sodass sie mir wirklich entspricht?
Ich freue mich, dass wir dieses Thema heute zusammen angegangen sind und den Blick auf Selbstständigkeit als Spektrum geworfen haben. Lass uns diesen Weg weiterhin achtsam und mit offenem Herzen gestalten. Bis zur nächsten Folge wünsche ich dir nur Gutes. Bleib achtsam, bleib gesund. Ciao, ciao und Servus.
Shownotes
E-Mail: rini@rinipegka.com
Business-Mentoring für Selbstständige