RINI PEGKA

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Wie findet man den richtigen Coach?


Sehr viele Menschen - und das aus gutem Grund, aber dazu später mehr - scheinen schon beim Wort „Coach“ einen Hautausschlag zu bekommen. Dabei ist das Wort an sich, etymologisch betrachtet, linguistisch höchst spannend und eher harmlos.

Ursprünglich stammt das Wort aus dem Ungarischen. Im 15. Jahrhundert bezeichnete "kocsi" (ausgesprochen "kotschi") ein von Pferden gezogenes Fahrzeug, einen Wagentyp, der in der ungarischen Stadt Kocs entwickelt wurde. Heute wird es auch als Synonym für Autos verwendet. Diese Kutschen, wie wir sie von Filmen und kennen zum Beispiel, waren für den bequemen Transport von Personen über weite Strecken bekannt.

Im 16. Jahrhundert wurde der Begriff als "coach" ins Englische übernommen und bezeichnete zunächst ebenfalls eine Kutsche, also ein Transportmittel. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die metaphorische Verwendung des Wortes. Im akademischen Umfeld des 18. Jahrhunderts wurde "to coach" im Sinne von "unterrichten" oder "trainieren" verwendet, was der heutigen Bedeutung schon näherkommt. Der Lehrer oder Tutor "transportierte" seine Schüler sozusagen durch die Prüfungen.

Die Verwendung des Begriffs "Coach" im sportlichen Kontext begann im 19. Jahrhundert an den Universitäten in Oxford und Cambridge. Im Sportbereich wurde der Begriff analog für jemanden verwendet, der Sportler oder Mannschaften trainiert und führt, um ihre Leistungen zu verbessern und sie auf Wettkämpfe vorzubereiten.

Heute wird der Begriff "Coach" im weitesten Sinne für Personen verwendet, die andere in verschiedenen Lebensbereichen unterstützen, beraten und fördern, sei es im Sport, im beruflichen Kontext oder in persönlichen Entwicklungsprozessen. Die metaphorische Reise von der physischen zur mentalen und emotionalen Unterstützung spiegelt sich in der Geschichte dieses vielschichtigen Wortes wider.

Heutzutage kann die Suche nach einem Coach eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur persönlichen oder beruflichen Weiterentwicklung spielen.

Ein guter Coach kann als Katalysator für das seelische, mentale und emotionale Wachstum fungieren, indem er neue Perspektiven eröffnet, ungenutzte Ressourcen (wieder) aktivieren kann und dabei hilft, Hindernisse zu überwinden.

Bei der Vielzahl an Coaching-Angeboten kann es jedoch schwierig sein, den richtigen Coach für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Auch gibt es unterschiedliche Coaching-Methoden: Vom eher im Unternehmenskontext angewandten GROW-Modell über Systemisches, NLP- und Achtsamkeits-Coaching bis hin zu eher spirituellen Methoden wird alles angeboten.

Und es scheint für jedes Problem und jede Zielgruppe das passende Coaching zu geben. Wer nur einmal am Tag durch Instagram scrollt, stellt fest, dass gefühlte 99 Prozent der Inhalte, die durch den Feed gespült werden, von Coaches stammen. Die Branche boomt.

Da die Berufsbezeichnung "Coach" (und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die weibliche Form "Coachin" korrekt ist, deshalb lasse ich sie weg) in Deutschland nicht gesetzlich geschützt ist, kann jeder und jede Coach werden, sich so nennen und seine Methode auch anderen beibringen.

Auf der einen Seite ermöglicht es den Seriösen unter uns eine freie, kreative Spielwiese, auf der wir unsere Dienstleistungen anbieten und immer weiter optimieren und dem Puls der Zeit und den Bedürfnissen unserer Coachees anpassen können, auf der anderen Seite kann genau diese Spielwiese zum Minenfeld werden, wenn dubiose und profitgierige „Gurus“, „Heiler“ und „Potenzialbefreier“ Menschen ausnutzen. Die Medien sind voll davon.

Dieser Artikel soll aber nicht alles aufzählen, was in der Coaching-Branche schief läuft (ok, vielleicht nur ein bisschen), sondern dir vor allem helfen, dich bei deiner Suche zu orientieren und eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Und ja, ich bin selbst Coach. Ich habe Ausbildungen in NLP, Breathwork und Acceptance and Commitment Therapy und kombiniere dieses Wissen mit vielen Achtsamkeitstechniken (ich bin zertifizierte Meditations- und Yogalehrerin), um meine Coachees, insbesondere Frauen, auf ihrem Weg zu mehr Ruhe und Klarheit im Leben und im Beruf zu begleiten.

Dabei verfolge ich einen ganzheitlichen Ansatz - ich achte und respektiere die mentale, emotionale und körperliche Gesundheit meiner Coachees und gebe ihnen Impulse, wie sie diese unterstützen und verbessern können. Dabei hilft mir oft mein Biologiestudium, denn für mich hängt alles zusammen - Körper und Geist sind eins.

Gerade weil ich selbst Coach bin und auch immer wieder das Angebot anderer Coaches für mich in Anspruch nehme, denke ich, dass ich dir meine Erfahrungen in Form von Empfehlungen weitergeben kann, wenn es darum geht, den passenden Coach für deine Persönlichkeit, dein Problem und deine Bedürfnisse zu finden.

Dabei werde ich versuchen, so objektiv (und ruhig) wie möglich zu bleiben (versprechen kann ich es allerdings nicht 😁).


#1 Bestimme deine Ziele

Bevor du mit der Suche nach einem Coach beginnst, ist es wichtig, dass du dir über deine Ziele im Klaren bist. Was genau möchtest du mit dem Coaching erreichen? Suchst du Unterstützung bei deiner beruflichen Entwicklung, möchtest du persönliche Herausforderungen meistern oder bestimmte Fähigkeiten verbessern? Wenn du deine Ziele kennst, kannst du nicht nur gezielter suchen, sondern auch potenzielle Coaches gezielt nach ihren Kompetenzen und Erfahrungen befragen und viele Angebote bereits im Vorfeld aussortieren.


#2 Verstehe die verschiedenen Coaching-Ansätze

Wie bereits erwähnt, ist Coaching ein weites Feld mit unterschiedlichen Spezialisierungen und Ansätzen. Einige Coaches konzentrieren sich auf Karriereentwicklung, andere auf Life-Coaching, Gesundheit und Wellness, Führungskräfteentwicklung oder spezielle Methoden wie systemisches Coaching oder NLP (Neurolinguistisches Programmieren). Informiere dich über die verschiedenen Ansätze und überlege, welcher am besten zu deinen Zielen und Vorlieben passt.


#3 Recherchiere potenzielle Coaches

Sobald du eine Vorstellung davon hast, was du suchst und mit welcher Methode du arbeiten möchtest, die am besten zu deiner Persönlichkeit und deinem Lebensstil passt, beginne mit der Suche. Nutze das Internet, soziale Netzwerke, Berufsverbände oder persönliche Empfehlungen von Familie, Freunden und Bekannten, um eine Liste potenzieller Coaches zu erstellen. Achte dabei auf Qualifikationen, Erfahrungen und Bewertungen durch frühere Klienten. Viele Coaches bieten kostenlose Erstgespräche an, die eine gute Möglichkeit sind, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.


#4 Überprüfe Qualifikationen und Erfahrung

Die Qualifikation und Erfahrung des Coaches sind entscheidend für die Qualität des Coachings. Achte auf anerkannte Zertifizierungen von seriösen Coaching-Verbänden wie der International Coach Federation (ICF) und auf praktische Erfahrung des Coaches in dem Bereich, der dich interessiert. Erfahrung in deiner Branche oder mit deinen spezifischen Herausforderungen kann ein wichtiger Vorteil sein.


#5 Bewertung der Methodik und Philosophie

Jeder Coach hat seinen eigenen Ansatz und seine eigene Philosophie. Einige arbeiten mit strukturierten Programmen, während andere einen flexibleren, klientenzentrierten Ansatz bevorzugen. Es ist wichtig, einen Coach zu finden, dessen Methoden und Werte mit den eigenen übereinstimmen. Ein offenes Gespräch über die Methoden und Überzeugungen des Coachs kann dir helfen, zu entscheiden, ob ihr gut zusammenarbeiten werdet.


#6 Persönliche Kompatibilität aka is it a match?

Die Beziehung zwischen Coach und Klient basiert auf Vertrauen und Offenheit. Es ist wichtig, dass du dich bei deinem Coach wohl fühlst und das Gefühl hast, offen kommunizieren zu können. Nutze die ersten Gespräche, um einen Eindruck von der Persönlichkeit des Coaches zu bekommen und herauszufinden, ob die Chemie stimmt.


#7 Klärung von Rahmenbedingungen

Vor der Entscheidung für einen Coach sollten die praktischen Rahmenbedingungen geklärt werden. Dazu gehören die Dauer und Häufigkeit der Sitzungen, die Kosten, die Verfügbarkeit des Coachs sowie die Modalitäten bei Absagen oder Terminänderungen. Ein guter Coach kommuniziert transparent über alle Aspekte des Coaching-Prozesses.


#8 Setze auf Transparenz und Feedback

Ein effektives Coaching erfordert Transparenz und offenes Feedback von beiden Seiten. Ein guter Coach wird regelmäßige Feedbackschleifen einbauen, um sicherzustellen, dass deine Erwartungen erfüllt werden und du Fortschritte in Richtung deiner Ziele machst. Zögere nicht, Feedback zu geben und um Anpassungen zu bitten, wenn etwas nicht deinen Bedürfnissen entspricht.


#9 Referenzen und Schnuppergespräche

Das Lesen von Referenzen früherer Kunden kann wertvolle Einblicke geben. Viele Coaches, darunter auch ich, bieten kostenlose Erstgespräche an. Diese Kennenlerngespräche sind eine gute Gelegenheit, den Coach persönlich kennenzulernen und herauszufinden, ob die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gegeben ist. Nutze diese Gelegenheit, um Fragen zu stellen und ein Gefühl für die Arbeitsweise des Coaches zu bekommen.


#10 Bewertung der Kosten

Die Kosten sind zwar ein wichtiger Faktor, sollten aber nicht das einzige Entscheidungskriterium sein. Vorsicht ist jedoch bei sehr hohen Preisen geboten. Gutes Coaching sollte wertvoll, aber finanziell erschwinglich sein. Es ist bedenklich und für mich ein absolutes No-Go, wenn man für Coaching einen Kredit aufnehmen muss.

Auch hier muss ich meine Meinung deutlich äußern: Wenn die Kosten für ein Coaching bei einer dreimonatigen Begleitung, was ein sehr üblicher Zeitraum ist, im fünfstelligen Bereich und weit über der 10.000 Euro-Grenze liegen, dann mach eins: Lauf weg!

Die Preise im Coaching sind frei definiert. Für eine enge und engagierte Begleitung und Zielerreichung sollte man Coaches auch fair bezahlen, klar, aber „Phantasie“-Preise von 50.000 oder gar 100.000 (oder mehr) Euro sind nicht nur eine Frechheit, sondern schlicht kriminell.

Dubiose Coaches ohne adäquate Ausbildung bereichern sich in unpersönlichen Großveranstaltungen skrupellos an den Teilnehmern, indem sie ihnen ein Leben voller Glück, Erfolg, Freiheit und Autonomie vorgaukeln. Dabei wird intensiv mit manipulativen Marketingstrategien und psychologischen Tricks gearbeitet. Dies führt bei den Betroffenen oft nicht nur zu finanziellen Verlusten, sondern hinterlässt auch seelische Wunden.

Leider gibt es in der Branche sehr viele Beispiele, die durch überhöhte Preise negativ auffallen und das Image des Coachings beschädigen. Ein seriöser Coach wird transparent über die Kosten sprechen und sicherstellen, dass das Coaching im Rahmen deiner finanziellen Möglichkeiten liegt. Und er oder sie wird dich sicher nicht drängen oder FOMO (Fear Of Missing Out) auslösen.



Fazit

Die Suche nach dem richtigen Coach ist ein individueller Prozess, der sorgfältige Überlegungen erfordert. Indem du deine Ziele definierst, dich mit den verschiedenen Coaching-Ansätzen vertraut machst, gründlich recherchierst und die ersten Gespräche nutzt, kannst du einen Coach finden, der dich persönlich und beruflich weiterbringt.

Die richtige Wahl zu treffen bedeutet, jemanden zu finden, der nicht nur über das nötige Fachwissen verfügt, sondern bei dem du dich auch wohl fühlst, dem du vertraust und der dich effektiv auf deinem Weg unterstützt.

 



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