Wie ich mein erstes Buch geschrieben habe
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Als ich mein erstes Buch „Digitale Achtsamkeit für Selbstständige“ fertig geschrieben, bearbeitet, formatiert und bei Amazon KDP zur Veröffentlichung eingereicht hatte, war ich leer.
Ich hatte das Gefühl, keine Worte mehr zu haben.
Ich hatte das Gefühl, alle Worte, alles, was ich zum Thema “Digitale Achtsamkeit” zu sagen hatte, in diese 300 Seiten gepackt zu haben.
Dieser ganze „Stoff“, der lange Zeit in meinem Kopf und in meinem Herzen sein Zuhause hatte, war nun umgezogen, er war weg von mir und lebte nun sein Leben weiter, draußen in der großen weiten Welt.
Das Buch in die Öffentlichkeit zu entlassen, war eine Art literarische Geburt.
Ich war lange damit schwanger, und jetzt war das Kind da. Deshalb nannte ich es lange „mein Buchbaby“, weil es sich auch so anfühlte.
Ich lag auch lange „in den Wehen“: Das waren die langen Wochen vor der Veröffentlichung, in denen ich stundenlang am Taschenbuch- und E-Book-Format, am Cover und an der PR gearbeitet habe. Puh!
Und pünktlich zum Buchlaunch wurde ich krank.
Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, vielleicht auch ganz logisch:
Wie bei einer Urlaubsgrippe, die erst dann einsetzt, wenn man das ersehnte Erholungsziel erreicht hat, weil das Immunsystem sich endlich vom ständigen „Auf der Hut sein“ des Alltags erholen kann, aka der durch den täglichen Stress erhöhte Cortisolspiegel endlich wieder sinkt, so hat sich vielleicht auch mein Körper endlich zu Wort gemeldet, als ich mein erstes Buch abgegeben habe.
So nach dem Motto: „Du hast dich lang genug mit deinem Geist beschäftigt, nun bin ich dran!“
Jedenfalls: Als das Buch am 7. Mai 2023 endlich bei Amazon erschien, hatte ich eben das eingangs erwähnte Gefühl der völligen Leere.
Ich wollte auch keine Öffentlichkeitsarbeit dazu machen - nicht nur, weil ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht konnte und eine knapp fünfmonatige Marketingpause einlegen musste.
Ich fand es überflüssig. Das Buch war da, ich hatte mein Bestes gegeben. Jetzt war die Welt da draußen an der Reihe, es gut oder schlecht zu finden: Die Leserinnen und Leser.
Dabei fällt mir ein bekanntes Zitat von Andy Warhol ein:
„Denk nicht darüber nach, Kunst zu machen, mach sie einfach. Lass die anderen entscheiden, ob sie gut oder schlecht ist, ob sie sie lieben oder hassen. Während sie entscheiden, schaffe noch mehr Kunst.“
Aber natürlich habe ich PR gemacht. Über das Buch gesprochen, wo und wann ich konnte. Offline und online. Denn so ein Baby braucht viel Pflege und Liebe. Und ich habe mich gekümmert, wie es jede Mama tut.
Und mein Buchbaby hat mich so stolz gemacht: Nicht nur, weil es für den Buchpreis 2023/24 des Selfpublishing Verbandes nominiert wurde und es auf die Longlist geschafft hat. Sondern vor allem, weil ich so viel positives Feedback bekommen habe. Zustimmung und Anerkennung von seinen Leserinnen und Lesern.
Und natürlich wäre das alles nicht möglich gewesen, wenn ich nicht für das Thema digitale Achtsamkeit und den bewussten Umgang mit digitalen Medien brennen würde.
Aber was es mir ermöglicht hat, ein halbes Jahr mehr oder weniger flüssig an dem Buch zu arbeiten, war meine Vorbereitung.
In diesem Artikel beschreibe ich meine persönlichen Erfahrungen, wie ich an das Schreiben von Büchern herangehe. Das heißt nicht, dass es die einzig wahre und richtige Methode ist.
Aber es ist meine, sie hat mir geholfen und hilft mir immer noch beim täglichen Schreiben, und ich möchte sie mit dir teilen, wenn du auch eine angehende Autorin oder ein angehender Autor bist, und vor allem, wenn es dir nicht leicht fällt, besonders am Anfang, was völlig normal ist.
Warum jedes Sachbuch eine starke Gliederung braucht
Ich habe mich nicht einfach im August 2022 hingesetzt und ins Blaue geschrieben und gehofft, dass es schon irgendwie passt. Dass alles irgendwie Sinn macht.
Ich habe mich einen Monat lang mit dem Konzept des Buches beschäftigt. Aka die Buchstruktur, die dann der Kompass und die Landkarte zum ersehnten Ziel „Ich habe mein erstes Buch geschrieben“ war.
Und das Lustige ist: Ich wusste gar nicht, dass das, was ich in dieser ersten Schreibphase tat, offiziell Buchkonzept genannt wird. Aber ich wusste intuitiv, weil ich schon sehr lange schreibe, dass ich eine Art Plan brauchte.
Als ich den hatte, schrieb sich das Buch fast von selbst. Es gab keinen Tag, an dem ich eine Schreibblockade hatte. Ich wusste, was ich schreiben wollte. Ich musste es nur tippen.
Es gibt viele unter uns, die ein Buch über ihr Herzensthema schreiben wollen, über ein Thema, in dem sie vielleicht schon seit Jahren als Expertinnen oder Experten gelten.
Aber es gibt nur wenige, die es wirklich tun.
Meiner Meinung nach scheitert es nicht an der Idee, am mangelnden Schreibtalent oder an der Motivation.
Was die meisten angehenden Autorinnen und Autoren übersehen, ist, dass jedes Buch einen Plan braucht. Ein Buchkonzept, eine Gliederung - nenn es, wie du willst.
Die meisten haben das romantische Bild des Autors vor Augen, der in stiller ländlicher Idylle - unterbrochen vom Plätschern des nahen Waldbaches oder den im Garten tanzenden Rotkehlchen - ungestört Tag für Tag an seinem Werk schreibt.
Nun, für die meisten erfolgreichen Autorinnen und Autoren sieht die Realität ganz anders und alles andere als romantisch aus.
Und dabei spielt es keine Rolle, ob man an einem Roman oder, wie in meinem Fall, an einem Sachbuch schreibt: Jedes Buch braucht eine Struktur. So wie ein Haus einen konkreten Bauplan braucht.
Eine gute Gliederung ist das Fundament jedes erfolgreichen Sachbuchs. Sie dient nicht nur als Leitfaden für den Autor oder die Autorin während des Schreibprozesses, sondern stellt auch sicher, dass der Inhalt für die Leser und Leserinnen klar, kohärent und leicht zugänglich ist.
Vorteile einer starken Gliederung
Eine Gliederung ist mehr als eine Liste von Kapitelüberschriften. Sie ist ein detaillierter Plan, der die Hauptthemen, Unterpunkte und Schlüsselkonzepte deines Buches enthält.
Sie ist für ein Buch so unentbehrlich wie ein Bauplan für ein Haus: Mit ihr legst du das Fundament für ein stabiles Werk, ohne sie baust du etwas Instabiles, das nicht funktioniert.
Eine gut durchdachte Gliederung ist also nicht nur ein Arbeitsplan für dich als Autor oder Autorin, sondern auch ein Versprechen an deine Leserinnen und Leser, dass das Buch einen Mehrwert bietet, Wissen bereichert, inspiriert und - ganz wichtig – auch gut unterhält.
Hier sind einige weitere Vorteile, die eine gute Strukturierung meiner Meinung nach mit sich bringt:
1. Bessere Organisation und klarere Argumentation
Eine Gliederung hilft dir, deine Gedanken zu strukturieren und sicherzustellen, dass dein Buch einen logischen Aufbau hat.
Sie ermöglicht es dir, deine Argumente und Ideen so zu ordnen, dass sie eine überzeugende und logische Erzählung bilden.
Indem du jedem Kapitel und jedem Abschnitt einen bestimmten Zweck zuweist, stellst du sicher, dass dein Buch eine klare Botschaft vermittelt und den Leser auf eine kohärente Reise mitnimmt.
2. Effizienz beim Schreiben
Eine klare Gliederung macht das Schreiben einfacher, zielgerichteter und sogar schneller, weil man genau weißt, was als nächstes kommt.
Denn niemand von uns hat unendlich viel Zeit und Energie zum Schreiben. Wir alle müssen unsere Ressourcen klug einteilen, denn die meisten von uns verdienen oft (noch) nicht ihren gesamten Lebensunterhalt mit den eigenen Büchern, sondern schreiben eher nebenbei.
Daher ist es wichtig, die kostbare und knappe Zeit, die man sich zum Schreiben nimmt, gut zu nutzen und für jede Schreibsitzung so gut wie möglich vorbereitet zu sein.
Die Klarheit und Struktur, die dir eine gute Buchgliederung gibt, spiegelt sich somit auch in deinem Schreibprozess wider.
3. Bessere Zeitplanung
Dieser Punkt schließt fast nahtlos an den vorhergehenden an: Mit einer gut ausgearbeiteten Gliederung kannst du realistisch einschätzen, wie viel Zeit du für die Fertigstellung der einzelnen Kapitel benötigst.
Dies hilft bei der Erstellung eines effektiven Zeitplans und stellt sicher, dass du dein Projekt innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens abschließen oder das Veröffentlichungsdatum anpassen kannst.
Eine klare Vorstellung davon, was geschrieben werden soll, hilft dir auch, Prokrastination zu vermeiden, deine Energie besser einzuteilen und deine eigene Produktivität besser zu steuern - so wie es zu deinen individuellen Lebensumständen und deinem Rhythmus passt.
4. Gleichbleibende Qualität und Identifizierung von Wissens- bzw. Recherche-Lücken
Eine Gliederung stellt sicher, dass alle wichtigen Punkte abgedeckt sind und hilft, die Qualität deines Buches zu erhalten.
Beim Erstellen der Gliederung kannst du mögliche Lücken in deinem Wissen oder in der Abdeckung deines Themas entdecken.
Diese frühe Erkenntnis gibt dir die Möglichkeit, weitere Nachforschungen anzustellen und sicherzustellen, dass dein Buch alle relevanten Informationen enthält und alle möglichen Perspektiven abdeckt, um ein umfassendes Verständnis des Themas zu gewährleisten.
5. Flexibilität im Schreibprozess
Ironischerweise gibt dir eine starke Buchstruktur mehr Flexibilität beim Schreiben. Mit einem festen Rahmen im Kopf kannst du innerhalb dieses Rahmens experimentieren, deinen Ideen freien Lauf lassen und kreativ sein, ohne das Gesamtziel aus den Augen zu verlieren – du verrennst dich nicht. Diese Flexibilität ist entscheidend für die Erstellung frischer und interessanter Inhalte.
6. Vereinfachte Überarbeitung
Die Überarbeitung eines gut strukturierten Manuskripts ist wesentlich einfacher, da die Gliederung als Leitfaden dient, um Inkonsistenzen, Wiederholungen oder logische Sprünge zu identifizieren. Anstatt das gesamte Buch neu zu schreiben, kann man sich auf bestimmte Abschnitte konzentrieren, die verbessert werden müssen.
7. Stärkere Leserbindung
Eine gut durchdachte Gliederung trägt dazu bei, dass dein Buch ein kohärentes Leseerlebnis bietet. Indem du von Anfang an einen klaren Fahrplan anbietest, fällt es den Leserinnen und Lesern leichter, sich durch den Inhalt zu navigieren, Zusammenhänge zu verstehen und die Kernbotschaften deines Buches zu erfassen. Ein Buch, das eine angenehme und bereichernde Leseerfahrung bietet, wird eher ein positives Echo hervorrufen und eine treue Leserschaft aufbauen.
Fazit
Wie wir gesehen haben und obwohl die meisten von uns sofort loslegen und schreiben würden, ist eine gut durchdachte Gliederung für den Erfolg eines Sachbuchs unerlässlich.
Sie erleichtert den Schreibprozess, verbessert die Struktur und Klarheit des Buches und hilft, eine tiefere Verbindung zum Leser herzustellen.
Wenn du dir die Zeit nimmst, eine gute Gliederung zu erstellen, legst du den Grundstein für ein Buch, das informiert, inspiriert und überzeugt und damit letztendlich ein Erfolg wird.
Wenn du Hilfe bei der Gliederung deines Buches brauchst, dann komm zu meinem Workshop “Buchgeflüster”, der dich genau dabei unterstützt. Hier erfährst du mehr und auch, welche zusätzlichen Vorteile auf dich warten. Ich freue mich darauf, dich bei deinem ersten Sachbuch zu begleiten!